Dauer: 7'
UA: 2.2.2018 Eclat Festival Stuttgart / Johannes Kreidler, Performance
(Als Teil von Selbstauslöser:)
Für dieses Stück habe ich eine Recherche bei den Kundenrezensionen von Fahrradklingeln auf Amazon unternommen. Manche Fahrradklingeln kommen da auf über 100 Bewertungen in der Kommentarspalte, in denen ihr Klang beschrieben und diskutiert wird – Musikdiskurs in a Nutshell gewissermaßen, anhand eines einzigen Tones.
So finden sich in der Kommentarmasse unterschiedliche onomatopoetische Beschreibungen für den Glockenklang wie »Ding«, »Ting«, »Ring«, »Bing«, »Ping«, »Pling«, samt der Frage, ob es eigentlich »der Ping« oder »das Ping« heißt, Auseinandersetzungen um die Geschichte, wo doch die früheren »Ritsch-Ritsch«-Klingeln der Meinung mancher Rezensierenden nach effektiver (und schöner) waren als die heutigen Ein-Ton-Klingeln, und Seitenhiebe auf die arroganten Autofahrenden und allzu klingelverliebten Radelnden fehlen nicht. Aus diesem Kommentargold habe ich eine beinahe kabarettartige Nummer geschrieben: Das ›DING‹ an sich.
Akustische Mittel sind im Straßenverkehr von enormer Bedeutung, beim Ampelzeichen für Blinde, bei der piepsenden Einparkhilfe für Autos, bei der Hupe und der Fahrradklingel für Mahnung und Aufmerksammachung. Bei Letzterem steht nicht nur die absolute Qualität – wie gut die Klingel im Regime des Straßenverkehrs funktioniert – zur Diskussion, sondern auch die Qualität im Verhältnis zum Preis, dem Preis-Leistungsverhältnis. Das lässt sich an Rezensionen auf Verkaufsportalen wie Amazon ablesen. In der Performance werden vielerlei Aussagen aus Fahrradklingelrezensionen vorgetragen im Spannungsverhältnis von Preis, Straßen-Performance bis hin zu mechanischen und visuellen Eigenschaften der ›Instrumente‹ oder sogar ihrem nostalgischen Wert. Und natürlich wird in der Performance selbst viel geklingelt, um Aufmerksamkeit ›gerungen‹.
Lab51 (Cerezo/Vargas) Karlsruhe 2019, Ausstellung "Musik an der Wand" / ZeitGenuss Festival