Vortrag, gehalten beim Symposium "Musik als Material - Bearbeitung,
Assemblage, Bricolage" am 27.4.2012 der
Universität Witten bei den Wittener Tagen für Neue
Kammermusik. Erneut gehalten am 22.5.2012 in Berlin bei der
"Liedertafel", Ballhaus Mitte.
Abstract:
Außer dem nur noch selten gelingenden Kunststück, einen nie
gehörten Klang hervorzuzaubern, bedienen sich die Komponisten
heute zwangsläufig des Bestehenden. Das betrifft nicht nur
musikalische Grundelemente, wie die 88 Tasten des Klaviers, sondern
auch deren Kombinationen. Instrumentale Gesten, standardisierte
Satztechniken und expressive Topoi sind allgegenwärtig und
können nach 100 Jahren Neue Musik und 30 Jahren ihrer
institutionellen Durchorganisierung kaum noch umgangen oder umgedeutet
werden (ähnlich gilt das auch für die Popmusik);
endgültig wird durch das Internet, das „totale Archiv“, das
Vergessen der Kunstgeschichte nahezu unmöglich. Darum setzt ein
Kategorienwechsel ein: Die Frage ist immer weniger, ob ein Komponist
zitiert, sondern was, wie und wofür.