Solo Performance for MIDI Keyboard, Computer, Loudspeakers and Live Video Projection (2006)
Duration: ca. 16'
Das Keyboard steht auf der Bühne auf einem Ständer oder Tisch, Kabel und Computer sind versteckt, die Beschallung kommt von der Bühne. Per Video sollen die Tasten auf eine Leinwand auf der Bühne projiziert werden, so dass man als Hörer auch gut sehen kann, was gerade gespielt wird.
Jede der 12 Tasten ist Regler für die Dynamik eines jeweils im
Hintergrund laufenden Soundfiles.
Zu Beginn soll der Spieler erst ein bisschen an den Tasten
herumprobieren, hören, ehe er dann die Noten des ersten
Präludiums aus dem ersten Band des Wohltemperierten Klaviers
(welches hier nun doch etwas anders temperiert ist) von Johann
Sebastian Bach hernimmt und das Stück spielt (alles ohne Töne
auszuhalten, mit Ausnahme des Orgelpunkts am Ende). Die C-Tasten sind
mit einer Aufnahme des C-Dur-Präludiums belegt.
Jede der 12 Tasten löst einen anderen algorithmischen Verlauf von Tönen aus. Als Klänge dienen Klaviersamples, das Ganze soll etwas an Nancarrow erinnern. Man spiele langsam (noch wesentlich langsamer als der Komponist es verlangt) den langsamen Tanz aus Béla Bartóks 1. Mikrokosmos. Im Lauf des Stücks beschleunigen. (Dem Stück Bartóks liegt nicht wirklich eine bulgarische Skala zu Grunde.)
Schwarze Tasten werden zu weißen umgerechnet (der
musikgeschichtlich völlig neue Begriff der "De-Alteration").
Darauf spiele man das Menuett (ohne Wiederholung, ohne Trio, ohne
Reprise) aus Arnold Schönbergs Suite Op.25. 'Romantisch'
interpretieren!
Zwischen allen Tasten wird interpoliert, mit Sinusklängen. Im
zweiten Teil geht von jedem Ton ein Glissando abwärts, später
in schnellerer Geschwindigkeit. Das Keyboard sollte entweder auf
weichem Untergrund liegen oder schräg angestellt sein, als
flössen die Töne die Tasten hinunter.
Hier spiele man Robert Schumanns Träumerei. Den ersten Teil nicht
wiederholen; ab dem zweiten Teil kommen die Abwärts-Glissandi, ab
der Reprise in schnellerem Tempo. Letzteres kann man visuell
unterstreichen, in dem das Keyboard dann noch schräger gestellt
wird.
(nach Heiner Müller, Hamletmaschine). Nicht bei Drücken
einer Taste erklingt der Ton, sondern erst bei Loslassen. Dadurch
entsteht eine krasse Dekonstruktion der gespielten Musik, was sehr
schwer zu realisieren ist, da es den Spieler stark irritiert. Man
spiele die mittlere Fuge aus dem letzten Contrapunctus von Bachs Kunst
der Fuge, bis Takt 153 ungefähr, da abbrechen als sei hier das
Ende des Fragments.
Diese Schaltung kann auch als Installation ("Nachdruck / Studie
über strukturelle Verspätung 1") exponiert werden.
Johannes Kreidler, Oktober 2006
The 5th programming as installation and concert piece was presented at Faithful 2014:
Eine Ausstellung der 5. Programmierung als interaktive Klanginstallation Nachdruck / Studie über strukturelle Verspätung 1 beim "jour fixe" der Berliner Gesellschaft für Neue Musik am 26.5.2008:
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RAM microsystems
untitled performance #1
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